Gemeinschaftsübung
Wasser marsch: Übungen stärken das Team
Wie sechs Wehren in Strimmig Sicherheit im Fokus haben - Disziplin ist oberstes Gebot
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Platten-Wirtz
Mittelstrimmig. Auf Kommando des Wehrführers springen die Feuerwehrleute ins Löschgruppenfahrzeug (LFZ). Jeder kennt seinen Platz. Zwei sitzen neben dem Fahrer, der Rest sitzt hinten. Dort wird das grüne Licht eingeschaltet, damit die Leute im Führerhaus nicht geblendet werden. Und schon geht es los zum Einsatzort.
Bei dieser Szene, die sich kürzlich genau so abgespielt hat, handelt es sich allerdings nicht um einen realen Einsatz, sondern um eine Gemeinschaftsübung aller Wehren aus den Hunsrückgemeinden der Verbandsgemeinde (VG) Zell. Jeweils einmal im Quartal wird gemeinsam für den Ernstfall geprobt. „Dieses Jahr hatten wir so viele Einsätze wie noch nie“, sagt Stefan Gietzen und meint die hohe Anzahl an Wald- und Flächenbränden, die dem trockenen Sommer geschuldet waren.
Die Einsatzkräfte im Fahrzeug wissen noch nicht, wohin die Reise geht. Florian Wolfs, stellvertretender Wehrführer der Strimmiger und sein Kollege Timo Morsch haben sich ein Szenario ausgedacht, bei dem alle Wehren aus der Umgebung zum Einsatz kommen sollen. Das sind neben Strimmig auch Grenderich, Liesenich, Blankenrath, Schauren und Tellig. Während Wolfs und Morsch im Feuerwehrgerätehaus die Stellung halten, rücken die Feuerwehrleute im LFZ aus. Sehr weit müssen sie nicht fahren, kaum 200 Meter weiter steht in einer Industriehalle ein Mähdrescher in Brand. Simuliert von Bengalos und Rauchbomben.
Schon vor Fahrtantritt hat Wehrführer Bernd Binzen seine Leute eingeteilt. Die Männer und Frauen, derzeit gibt es in der Freiwilligen Feuerwehr Strimmig zwei aktive weibliche Mitglieder, kennen ihre Aufgaben. Angriffs-, Schlauch- und Wassertruppführer wurden benannt. Die zentrale Leitstelle, die in dem Fall in Person von Wolfs und Morsch im Feuerwehrgerätehaus sitzt und Funkkontakt zu den Einsatzkräften hält, hat bereits die Kollegen aus Blankenrath verständigt. „Die Übung war angekündigt, die Leute wussten also, dass die Alarmierung kommt, aber nicht genau, wo sie hinmüssen“, sagt Binzen. Deshalb warten die Auswärtigen beim Gasthaus zur Buche auf den Befehl. Bernd Binzen überwacht indes die Arbeit der Leute und steht über Funk in Kontakt mit der Leitstelle.
Nach 19 Uhr ist es bereits dunkel, sodass der Lichtmast des LFZ ausgefahren wird. Der Schlauchtrupp ist längst zum nächsten Hydranten unterwegs, um die Wasserversorgung zu gewährleisten. „Ein Hydrant befindet sich im Neubaugebiet, ein weiterer am benachbarten Bauernhof“, sagt Binzen. Er ist ortskundig und weiß, wo die nächsten Hydranten sind. „Immer derjenige, der sich auskennt, gibt die entsprechenden Anweisungen“, sagt er. Inzwischen sind die Kollegen aus Blankenrath vor Ort. Johannes Fuchs ist Zugführer und hat jetzt theoretisch das Sagen. Er ist in der Feuerwehrhierarchie dem Wehrführer übergeordnet. Binzen und Fuchs sprechen sich ab. „Es geht darum, in den ersten Minuten aus dem Chaos ein geordnetes Chaos zu machen“, sagt Fuchs.
Die Koordinierung der Leute gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Verantwortlichen. Bernd Binzen legt das Funkgerät deshalb nicht mehr aus der Hand. „Wenn jetzt die anderen Wehren dazukommen, schalten wir auf einen anderen Kanal, sonst geht alles Drunter und Drüber“, sagt er. Vier verschiedene Kanäle hat die Feuerwehr dafür zur Verfügung.
Während Johannes Fuchs mit seinen Leuten an dem zweiten Hydranten anschließt und den Löschangriff startet, kommt ein realer Einsatzbefehl. Die Übung muss abgebrochen werden. In Liesenich hat es einen Unfall gegeben, bei dem die Feuerwehr für Licht sorgen muss, damit die herbeigerufenen Rettungskräfte genug sehen.
„Das geht natürlich vor“, sagt Binzen. Das LFZ braust davon, während er vor Ort dafür sorgt, dass die Übung geordnet abgebrochen wird. „Schade. Wir wollten ausprobieren, ob es funktioniert, wenn beide Hydranten auf Volllast angezapft werden“, bedauert auch Fuchs. Aber die Übung beweist, dass bei Einsatzkräften nichts planbar ist. „Man muss immer spontan entscheiden.“
Eigentlich hätte die Übung noch um einen simulierten Verkehrsunfall erweitert werden sollen. Zwei Schrottfahrzeuge standen dafür bereits im Dorf bereit. Strimmig und Blankenrath verfügen jeweils über eine Rettungsschere, um zum Beispiel Personen aus Fahrzeugen zu befreien. „Da hätten wir jetzt schön proben können“, sagt Bernd Binzen. Man einigt sich schließlich darauf, die Übung im nächsten Quartal in ähnlicher Weise zu wiederholen. Und hofft, dass dann kein realer Alarm dazwischen kommt, der den echten Einsatz der Freiwilligen Feuerwehrleute erfordert.
RZ Kreis Cochem-Zell vom Mittwoch, 24. Oktober 2018, Seite 12
Wasser marsch, der Löschangriff steht. Wehrführer Bernd Binzen (links) steht in ständigem Kontakt mit der Leitstelle. Im Ernstfall muss jeder wissen, was er zu tun hat. Jeder Handgriff muss sitzen, ein Einsatz im Dunkeln erschwert die Situation, macht es nicht leichter, den Überblick zu behalten. Die Hunsrücker Wehren nutzen die Übungen, um noch mehr Routine zu erlangen.